May 2022


This is the script of this morning’s Pause for Thought on BBC Radio 2’s Zoe Ball Show.

Saturday was a bit of a nerve stretch, wasn’t it? Well, it was for me! Liverpool eventually winning the FA Cup Final after penalties and then Eurovision – which, whatever you think of the songs – is strangely compulsive viewing! I was a bit shredded by bedtime. Congratulations to Sam Ryder.

But, I must confess: I’m more of a blues man, myself – the sort of stuff that’s fifty years old this week: The Rolling Stones’ Exile on Main Street. It’s the sort of album that grows on you.

But, the blues are wonderful because they take us beneath the veneer of happy superficiality and open up the depths of our experience. Not just the words, but the tunes slow us down and expose the pain of life, the torments that can’t be tidied up or easily resolved. The blues recognise, as one track on the album puts it, that we are Torn and Frayed.

This is why so many blues songs took their lead from the haunting poetry of the Hebrew Psalms – unafraid to ask hard questions, to complain about stuff that happens, to stop pretending. Never without hope, but always with great, yearning emotion, unafraid of emptiness and silence.

Perhaps it’s no surprise, then, that the idea of exile finds its way into the album title. Because what the blues give voice to is the sense we all get at some point that we are not at home, that we are in exile – speaking the language of a different country, longing for the home where we feel we belong. OK, this can be merely romantic – a sort of nostalgia for when the world seemed simpler or kinder or less complicated.

But, I think it’s what an old saint – Augustine – meant when he said of God: “Our hearts are restless until they find their rest in you.” Not a rest that exempts us from reality, but one that takes it seriously – that even in exile we can sing the songs of home and know that we belong. That circumstances might change, but we are never abandoned by the God whose love cannot be extinguished.

Or, to twist another lyric by the Stones on their Sticky Fingers album: “Wild horses couldn’t drag [him] away”.

This is the script of this morning’s Pause for Thought with Zoe Ball on BBC Radio 2 (at the new earlier time of 07.15.

Do you know what it’s like to live on the edge?

Well, that question can be taken in more than one way – especially so early on a Monday morning.

I got back late last night from Switzerland. I went out last week to do some work in Germany, then grabbed a short break with my wife and friends in Basel. We also managed a couple of nights in their holiday house by a lake in Italy. In the course of a few days we were exposed to English, Italian, German and a bit of French in a market.

Crossing borders and operating in different languages is an everyday part of life on the European mainland, but, whenever I am there I realise how unusual it is for me. In one sense, this is living on the edge. Walk fifty metres and the language, architecture and mood changes. You constantly have to navigate strangeness and respect difference.

But, I guess that when most of us talk of “living on the edge”, we mean something else. It’s to live dangerously or with a bit of risk. It’s about the excitement of not quite being in control of events or people. It seems to me that even people who like an orderly or predictable routine also like the odd instance of edginess.

Yet, for many people today, living on the edge is not merely a bit of entertainment. Not knowing if you can put food on the table, pay the rent or heat the house for you and your children is not the sort of edginess anyone would welcome. So, what do we do?

I unashamedly follow a Jesus who constantly crossed borders to be where people actually stood. And he never seduced anyone to go with him – rather, he told them that if they walked with him – edgily – things might get rough and they might lose everything. But, he also made it clear that “loving my neighbour as myself” means living on the edge of my comfort in order actively to love those whose own edge is too sharp.

So, today that’s my challenge: living and loving on the edge of other people’s lives.

This is the basic text of a sermon I preached this morning in the Georgenkirche in Eisenach, Germany. This is the church where Johann Sebastian Bach was baptised and where Martin Luther preached. This service concluded a series of sermons over the last year or more – 67 in total. The service also saw the premiere of a Cantata by Uri Caine, commissioned as part of the Thüringer Bachwochen.

Ganz zu Beginn dieser Predigt lass mich euch mit einer kurzen Geschichte ermutigen!

Drei Männer wanderten in den Bergen. Sie kämpften sich ihren Weg durch die Bäume und versuchten, ihre Hütte vor dem Einbruch der Nacht zu erreichen. Plötzlich stießen sie auf einen reißenden Fluss. Das Wasser lief den Berg hinunter und die Männer hatten keine Ahnung, wie sie den Fluß überqueren sollten. Aber es gab keine Alternative – sie mussten unbedingt diesen Fluss überqueren, aber sie wussten nicht wie.

Der erste Mann betete: „Gott, gib mir bitte die Kraft, um diesen Fluss zu überqueren.“Pouff! Plötzlich wurden seine Arme größer; seine Brust erweiterte sich und seine Beine wurden stärker. Dann warf er sich in den Fluss hinein und schwamm auf das gegenüberliegende Ufer. Ein paar Mal ist er untergegangen und wäre fast ertrunken. Aber, endlich, ist es ihm gelungen, das Ufer zu erreichen, und er schleppte sich total erschöpft an Land.

Der zweite Mann beobachtete den ersten Mann und er betete: „Gott, gib mir bitte die Kraft und die Mittel, um diesen Fluss zu überqueren.“ Pouff! Plötzlich wurden seine Arme größer; seine Brust erweiterte sich und seine Beine wurden stärker; und ein Kanu tauchte vor ihm auf. Er paddelte eine lange Stunde durch das Wasser und schließlich, total erschöpft und nachdem er zweimal gekentert war, schleppte er sich aus dem Wasser und auf das gegenüberliegende Ufer.

Der dritte Mann hatte die zwei Freunde beobachtet und er betete: „Gott, gib mir bitte die Kraft, die Mittel… und die Intelligenz, um diesen Fluss zu überqueren.“ Pouff! Plötzlich verwandelte ihn Gott in eine Frau! Er schaute in seine Handtasche, holte eine Karte heraus, ging hundert Meter das Ufer entlang, und überquerte die Brücke.

Gebet kann uns überraschen. Im Gebet beschäftigen wir uns nicht nur mit Gott, der unser Vater im Himmel ist, sondern wir setzen uns – unsere Weltanschauung, unsere Art zu sehen, zu denken und zu handeln – dem prüfenden Licht von Gottes Wesen und Willen aus. Wenn wir durch das Beten nicht verändert werden, dann, wahrscheinlich, beten wir nicht.

Vor dieser Herausforderung stehe ich, wenn wir jeden Tag im House of Lords mit Gebet anfangen. Den Geschäften der Regierung und der nationalen Gesetzgeber gehen mehrere Gebete voraus, beginnend mit dem Vaterunser – keine leere Wiederholung vertrauter Worte, sondern eine bewusste Öffnung für Gottes Art, die Welt und die Agenda vor uns zu sehen. Es ist mir immer sehr unangenehm. Es sollte uns allen unangenehm sein, wenn wir unsere Debatten an Gottes Gedanken messen. Wessen Reich sollte kommen? Wessen Wille soll auf Erden geschehen … und nach wessen Kriterien? Im Bezug auf die Lieferung von Waffen nach Ukraine, zum Beispiel? Oder Maßnahmen, die die demokratischen Freiheiten der britischen Bevölkerung einschränken?

Beten ist zu keiner Zeit einfach – tatsächlich genauso komplex wie eine menschliche Beziehung. Wenn ich wissen möchte, was meine Frau denkt, kann ich das nicht einfach tun, indem ich ihr gelegentlich sage, was ich von ihr will. Gemeinsam müssen wir ein Gespräch pflegen, das sich im Laufe der Zeit ändert, wenn wir in Liebe und Hingabe wachsen. Im Laufe der Jahre verändert sich unser Gespräch. Wenn ich jetzt mit meiner Frau dasselbe Gespräch führe wie vor 45 Jahren, ist etwas schief gelaufen. Und so ist es mit dem Gebet. Die Beziehung wächst und die Sprache ändert sich.

Das Gebet schafft hinter den Augen eine Linse, durch die wir den Geist – den Sinn – Gottes allmählich klarer wahrnehmen können. Und dazu lädt Jesus seine Freunde ein, wenn sie ihn um Anleitung zum Beten bitten. Was Jesus in Lukas 11 und seiner längeren Form in Matthäus 6 anbietet, ist ein Manifest für sein Reich – das heißt, wie wir Gott, die Welt und einander im Licht von Gottes Blick sehen sollten. Deshalb muss uns das Gebet herausfordern, um uns zu transformieren. Und es gibt keine Abkürzungen zur Transformation.

Der Schlüssel liegt in den einleitenden Worten: „Vater! Dein Name wurde geheiligt“.

“Vater.” Die erste Erwähnung Gottes als Vater in den Heiligen Schriften erfolgt im Exodus, als der Pharao gebeten wird, die Israeliten zu befreien. Jesus verbindet Gott also bewusst mit Befreiung. Aber Befreiung erfordert die aktive Zustimmung derjenigen, die befreit werden sollen. Schließlich hätten sich die Israeliten dafür entscheiden können, in der Vertrautheit Ägyptens zu bleiben, anstatt es zu verlassen und das Risiko einzugehen, das Rote Meer zu überqueren.

Das Wort Vater ist aus dem aramäischen Abba übersetzt, was dieser Beziehung, die im Gebet wächst, ein Gefühl der Intimität verleiht. Aber darauf folgt sofort: „Dein Name werde geheiligt.“ Heilig. Getrennt. Intimität gefolgt von Ehrfurcht. Die Heiligkeit wird so angerufen, dass sie implizit meinen Mangel an Heiligkeit anerkennt … und daher die Notwendigkeit für den Rest des Gebets.

Ich habe mich oft gefragt, ob die Sprache der Anbetung und der Lieder der Kirche uns entweder Intimität oder Distanz bietet, aber nicht ein Gleichgewicht zwischen beidem. In England betont der Aufstieg charismatischer Anbetungslieder die Intimität und verliert manchmal das Element der Ehrfurcht, das unseren Mund verschließt und uns, wie Jesaja, in Schweigen lässt. (Bestimmt hat Johann Sebastian Bach das verstanden – genauso wie bei der Kantate heute, wenn die Musik und die Worte uns zum Schweigen bringen.) Dennoch sprechen viele traditionelle Hymnen von Wahrheiten über Gott und bieten wenig Raum für Emotionen. Jesus bringt beides in seinem Gebet zusammen: Gott ist unser Vater, aber er ist auch der Schöpfer des Universums und nicht nur mein bester Freund.

Das ist für mich in einem wunderbaren Lied des kanadischen Musikers Bruce Cockburn zusammengefasst. Die Worte sind in meinen bischöflichen Ring eingraviert – ein Zeichen meiner pastoralen Verantwortungen als Bischof: “Love that fires the sun keep me burning.” („Liebe, die die Sonne entzündet, hält mich am Brennen.“) Da haben wir es wieder: das Kosmische und das Intime in Liebe zusammengehalten.

Und hier kommen wir wieder auf die Herausforderung des Willens Gottes zurück. In meiner Diözese versuche ich immer wieder, Pfarrer/innen dazu zu bewegen, ihren Gemeinden beizubringen, die Worte des Vaterunsers richtig auszusprechen. Das heißt: Wenn ich durch Gottes Augen auf Gott, die Welt und mich/uns blicken soll, was könnte ich erwarten, in Bezug auf die Realität unserer gegenwärtigen Erfahrung zu sehen? Oder anders gefragt: Wenn Gottes Königreich kommen soll, wessen Königreich muss vertrieben werden? Denn die Betonung sollte auf dem Pronomen liegen: nicht „Dein Reich komme“, sondern „Dein Reich komme!“ – nicht die Herrschaft von Cäsar oder Putin oder die globalen Finanzsysteme oder die Märkte.

Und wenn Gottes Königreich hier und jetzt zu sehen wäre, wie würde es aussehen? Menschen würden satt, Sünden würden vergeben und Menschen würden nicht in Versuchung geführt. Hier würden wir die menschliche Gesellschaft sehen, die von gegenseitiger Liebe und Verantwortlichkeit geprägt ist. Tatsächlich bin ich der Hüter meines Bruders. Und ich kann von Gott das nicht erwarten, was ich denen, unter denen ich lebe, nicht anzubieten bereit bin.

Nun, dies befasst sich eindeutig nicht mit der Komplexität der menschlichen Ethik in einer komplexen Welt. Dieses Gebet beantwortet nicht jede Frage nach Werten und Gemeinschaftsverhalten. Es sagt uns nicht direkt, wie wir den Krieg in der Ukraine, den Krieg im Jemen, oder die Herausforderung der Einwanderung in Europa angehen sollen – noch nicht einmal die Folgen des Brexit. Aber es eröffnet uns die Möglichkeit, dass meine Vorurteile in Frage gestellt werden müssen. Metanoia – Buße – Veränderung.

Der Schlüssel steht wiederum am Anfang des Gebets: „Dein Name werde geheiligt.“ Für uns im Westen ist unser Name wie ein Etikett, ein Identifikator. Meine afrikanischen Freunde finden das lustig. Als wir in London lebten, hatte mein jüngster Sohn einen Freund, der Nigerianer war. Ich habe einmal den Fehler gemacht, ihn nach seinem vollen Namen zu fragen – wir kannten ihn nur als Temi. Er hatte ungefähr fünfzehn Namen, die ihm alle von Mitgliedern seiner Familie und der örtlichen Gemeinde gegeben wurden, als er noch ein Baby war. Und jeder Name sprach von dem, was sie in ihm sahen oder auf ihn hofften. Namen hatten eine Bedeutung, und die Person sollte dem Namen, der ihnen gegeben wurde, gerecht werden oder darin leben.

So ist es für das Volk Gottes in der Bibel. Wenn wir von Gottes Namen sprechen, erschließen wir seine Natur, seinen Charakter, wer Gott ist. Und das wirft natürlich die Frage auf: Was ist eigentlich Gottes Charakter? Die Antwort lautet: Lies die Heilige Schrift und schaue schließlich auf Jesus. Wir lesen also die Evangelien und sehen, wie Gott ist, wie sein Reich aussehen wird (Heilungen, Provokation der Verlierer, auf den Kopf gestellte Werte usw.). Und die Logik ist ganz einfach: Wenn Christen „in Christus“ sind, müssen sie wie Jesus aussehen … was uns den Charakter – den Namen – Gottes zeigt.

Wenn wir dieses Gebet beten, streben wir daher danach, verändert zu werden und zu Akteuren bei der Veränderung der Welt zu werden. In diesem Sinne sollten wir das Gebet Jesu wie folgt lesen:

Vater!

Geheiligt werde DEIN Name.

DEIN Reich komme.

Gib uns UNSER täglich Brot Tag für Tag

Und vergib UNS UNSERE Sünden;

denn auch WIR vergeben JEDEM, der an UNS schuldig wird.

Und so weiter.

Dieses Gebet vereint Christen auf der ganzen Welt und zu allen Zeiten – auch wenn uns so viele andere Dinge trennen. Dieses Gebet ist nicht unser Besitz – es gehört Jesu – auf Englisch: the Lord’s Prayer. Aber wir sind eingeladen, mitzumachen – mit Zuversicht und Demut, in Anbetung und Hingabe.

Aber wie die Männer, die zu Beginn dieser Predigt in den Bergen wandern, müssen wir offen sein für die Kraft, die Werkzeuge und die überraschende Weisheit Gottes, wenn wir gemeinsam durch eine komplizierte Welt navigieren wollen.